Versammelt sind alle nachweisbaren persönlichen öffentlichen Äußerungen Arthur Schnitzlers, gruppiert in Interviews, Meinungsäußerungen und Protestschreiben.
Als ›Interview‹ wird alles aufgenommen, was auf einem Gespräch fußt, das zumindest von einer Seite mit Hinblick auf eine Publikation geführt wurde. Als ›Proteste‹ sind Briefe an Zeitungen und Zeitschriften gewertet, in denen eine Richtigstellung eingefordert wird. Die unter ›Meinungen‹ subsumierte Gruppe – von der Textsorte her am unklarsten – umfasst Kritiken, Rundfragen, Gratulationen, Leserbriefe und andere Formen der Stellungnahme. Das verbindende Element aller Texte ist, dass die Person Schnitzlers in ihnen auftritt oder Ansichten von ihr wiedergegeben werden. Erfasst sind zudem jene Texte, bei denen sich nur durch andere Zeugnisse Schnitzler als Stichwortgeber ermitteln lässt, im Text dann aber beispielsweise nur von »dem Wiener Dramatiker« Th. Thomas [= Rudolph Lothar]: Das Drama in Rosa, 25. 1. 1903 die Rede ist.
Bei den ›Meinungen‹ und ›Protesten‹ sind – in Unterscheidung zu der Gruppe ›Interviews‹, die durchwegs publizierte Texte bringt – auch jene Beiträge aus dem Nachlass berücksichtigt, die möglicherweise oder sicher nicht erschienen sind. Deren Status, dass die Veröffentlichung zu Lebzeiten in Zweifel gezogen ist, wird deutlich markiert. In dubio pro reo wird lieber ein Beitrag mehr aufgenommen. Zudem erlauben die wenigen Texte, die tatsächlich in der Lade blieben, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wann Schnitzler nach weiterer Überlegung Abstand nahm, Stellung zu beziehen.
Mit welchen Problemen man es damit zu tun bekommt, kann an folgenden Zweifelsfällen verdeutlicht werden: Schnitzler begegnet dem Interviewer erst zufällig am Ende des Textes Paul Wertheimer: Begegnung mit Artur Schnitzler, 8. 12. 1923, das zugrundeliegende Interview wird gar nicht erwähnt Rudolf Allers: Artur Schnitzler, 13. 5. 1922, das Interview wird erst nach Jahrzehnten veröffentlicht Martha Hofmann: Arthur Schnitzler und Theodor Herzl, 14. 5. 1937. Zudem sind die Textsorten vielfach verzahnt. Manche ließen sich umsortieren. Beispielsweise ist aus einem Interview entstanden, aber als Umfrageteilnahme in fiktionalisierter Ich-Form publiziert Schnitzler: The Jew in Me and my Works, 20. 8. 1926. Der (entstellte) Privatbrief an seinen Schulfreund Eugen Deimel in New York wird als Meinungsäußerung gewertet Artur Schnitzler über den Krieg. Brief an einen Schulfreund in New York, 17. 11. 1914, wohingegen Schnitzlers Leserbrief, den er als Reaktion auf diese Veröffentlichung schreibt, unter den Protesten zu finden ist Artur Schnitzler über den Krieg. Brief an einen Schulfreund in New York, 17. 11. 1914, wie auch überhaupt die Proteste zumeist Reaktionen auf Interviews und Meinungen darstellen.
Während die jeweils in Anwendung gebrachte Kategorisierung von ›Interview‹, ›Meinungen‹ und ›Proteste‹ mehr inklusiv als separierend kohärent gedacht ist, bleiben doch verschiedene Texte außen vor:
Verzichtet wird zudem auf einfache Meldungen und Unterschriften unter Aufrufen, Petitionen und Protestschreiben, bei denen der individuelle Beitrag Schnitzlers nicht zu bestimmen ist. Als Entscheidungskriterium wurde dazu die Anzahl der Unterschriften herangezogen. Je mehr unterschrieben haben, desto unwahrscheinlicher ist eine tiefgreifendere Beteiligung Schnitzlers. Diese sind bislang nicht systematisch bibliografisch erfasst, so dass eine (wenngleich sicherlich unvollständige) Aufstellung zumindest Orientierung geben kann, für welche Themen Schnitzler seinen Namen zur Verfügung stellte:
Zwei Fälle sind, da nur wenige Personen beteiligt sind, aufgenommen: die Erklärung gegen den kriegerischen Ton (1910) [Protestschreiben gegen die Kriegshetze], 1. 7. 1910 und die Aufforderung, der Schutzwache beizutreten (1918) Bürger von Währing u. Döbling!, 25. 11. 1918.
Da Schnitzler irgendwann angefangen hat, als Textspenden literarische Texte einzureichen, die er wohl zuvor verfasst hatte und nur dem Anlass entsprechend auswählte, sind die aphoristischen Beiträge aus späteren Jahren nicht berücksichtigt. Die hierbei angewandte Praxis lässt sich an drei Fällen illustrieren: Die Antwort auf eine Rundfrage in Form eines Gedichts wird abgedruckt, weil sie auf die Frage bezogen ist Resurrecturi! [Käm’ ein Großer uns wieder], 14. 4. 1895 (1925). Die Aphorismen für das (1926) werden nicht aufgenommen, da sich kein unmittelbar nachvollziehbarer Bezug zu Rolland herstellen lässt.19 Die Aphorismen zum (1925) Festgrüße an Thomas Mann, 7. 6. 1925 wiederum sehr wohl, da sie mit einer anlassbezogenen, persönlichen Einleitung versehen sind. In gleicher Weise verfahren wird bei Sprüchen, Aphorismen, Epigrammen und Gedichten, die er zeitlebens bereitwillig für Ballspenden, Widmungen und sonstige Anfragen übermittelte. Sie werden, sofern nicht eine spezifische Bezugnahme vorliegt, dem literarischen Werk zugeordnet und finden hoffentlich einmal in vollständigen zukünftigen Ausgaben seiner Aphorismen und Gedichte Eingang.
Als Vorlage dient für gewöhnlich der erste nachgewiesene Druck. In Ausnahmen, die jedenfalls gesondert vermerkt sind, wurde davon abgewichen, etwa, weil ein späterer Druck ausführlicher ist. Da es immer überrascht, wie schlecht auch Tageszeitungen mit großen Auflagen überliefert sind, konnten ein paar wenige Ausschnitte aus der Zeitungsausschnittsammlung nicht nachgewiesen werden. Das trifft auf das niederländische Interview [Frans Jan Spittel]: Een praatje met Dr. Schnitzler, 25. 4. 1922 zu, dessen beschnittene Kopfzeile eindeutig das als Quelle ergibt. Trotzdem ist es in dem digitalisierten Exemplar der Koninklijke Bibliotheek und auch den eingesehenen anderen nicht enthalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach dürfte es nur in einem Teil der Auflage enthalten gewesen sein oder in einer lokalen Ausgabe. Während der Fokus auf der Rezeption liegt und dementsprechend der Erstdruck im Zentrum des Interesses steht, wurde in Einzelfällen auf Archivzeugen zurückgegriffen, wenn diese Schnitzlers Involvierung offenlegen. Als Beispiel sei auf die beiden Fälle verwiesen, in denen Schnitzler das Manuskript des Interviews bearbeitete Ludwig Klinenberger: Zur Erstaufführung des »Medardus«-Films, 5. 10. 1923, J. L. Benvenisti: Arthur Schnitzler. A Snap Shot, 29. 2. 1924. Im jeweiligen Kommentar verdeutlicht werden dann die Abweichungen im gedruckten Interview.
Jedem Text beigesellt sind persönliche Dokumente vor allem aus dem Nachlass Schnitzlers, die sowohl die Entstehung als auch seine Haltung zu dem Text wiedergeben. Im Normalfall, gerade wenn die Dokumente publiziert sind, wird ausschließlich die betreffende Stelle zitiert. In den Fällen, bei denen es sich um unpublizierte Quellen handelt, wird das vollständige Korrespondenzstück gebracht. Auf genauere bibliografische Angaben dieser Quellen wurde verzichtet. Sofern es sich nicht um ein veröffentlichtes Zitat aus dem , von der Webseite schnitzler-briefe oder aus einem der beiden voluminösen Briefauswahlausgaben handelt (Briefe I 1875–1912 und Briefe II 1913–1931), lässt sich mit dem Handschriftenkatalog Kallías des Deutschen Literaturarchiv Marbach der Verwahrort bestimmen.